Rauf und runter – drei Gipfel an einem Tag mit CrossSkates Feldberg 1493m – Herzogenhorn 1415m – Belchen 1414m
von Georg Fenzke
15. Oktober 2011 Schwarzwald, Start unterhalb der Feldbergkirche am Feldbergpass (B317) auf Höhe 1220m. Sonniges, windiges und kĂŒhles Herbstwetter. 10:13 fahre ich auf alten bewĂ€hrten Skike-Crossskates ĂŒber die BergstraĂe zum Haus der Natur. Dann gehtâs ĂŒber den ruppigen, aber asphaltierten Wanderweg zum Gipfel. Nach 32 min bin ich oben auf 1493m. Die klare Fernsicht reicht vom AllgĂ€u die Gipfelkette entlang bis zum Mont Blanc. Kurze Pause von etwa 10 min. Vorsichtige Abfahrt. Beinahe wieder am Feldberger Hof plötzlich ein heftiger Stolperer. Ich kann gerade noch aussteuern. Die Abfahrt kostet Konzentration und Kraft, da viele Löcher, Kanten und Steine zu beachten sind. Vorsichtshalber trage ich erstmals Handprotektoren. Schwierig sind auch Wanderer zu passieren. Sie können nicht einordnen, was ihnen da entgegen oder von hinten kommt. Meist gehen sie dort, wo man noch am besten fahren kann. Nach 59 min bin ich wieder am Auto. 269 hm und 9,5 km. Nach einer Pause starte ich 11:35 zum Herzogenhorn. Ăber den Hebelhof und weiter auf der Verbindungsloipe laufe ich rauf zum Leistungszentrum. Der Asphalt ist wieder sehr rauh. Oben dann Schotter. Abfahrt ĂŒber die Grafenmatter Wiesen zum Leistungszentrum. Grober Schotter, der fast die HĂ€lfte des Jahres mit Schnee bedeckt ist. Der steile Anstieg zum Gipfel hat es in sich. Unmengen eichel- bis kastaniengroĂer Schottersteine bremsen immer wieder den Vortrieb. Teilweise muss ich im GrĂ€tenschritt gehen. RĂŒcklaufsperren wĂ€ren jetzt hilfreich. Dann wird es noch steiler. Selbst mit dem MTB kommt man hier an seine Grenzen. Abschnallen werde ich dennoch nicht. Nach 40 min bin ich oben auf dem Horn, 1415m. Unterm riesigen Holzkreuz trage ich mich ins Gipfelbuch und Cache-Logbuch ein. 282 hm waren es nur, aber was fĂŒr welche. Jetzt kommt die Abfahrt. Sturzbereit rolle ich mit weichen Knien langsam den grobgeschotterten Abhang runter. Immer wieder trifften und rutschen die RĂ€der. Plötzlich blockiert das linke Vorderrad. Ich werfe mich kontrolliert rechts zur Seite auf die Steilwiese. Ein groĂer Stein klemmt zwischen Rad, Fender und Rahmen. Selbst mit Werkzeug ist er nicht zu entfernen. Also muss ich das Rad ausbauen, Stein entfernen, Rad einbauen und die Spur dann irgendwie einstellen. Es geht weiter. Mit nur etwa 5-7 km/h fahre ich alle oberen Passagen, dann die Schotterpiste natĂŒrlich schneller. Endlich nach dem Gegenhang und der steinigen Piste kommt das StrĂ€Ăle. Aber auch hier sind Löcher, Risse, Dellen und der sehr grobe Kieselasphalt zu beachten. Nur nicht hinfallen – dagegen wĂ€re ein Sturz drunten auf der BundesstraĂe vergleichsweise harmlos. Nach 100 min und 9,9 km bin ich wieder am Parkplatz unterhalb der Feldbergkirche. Kann man die Feldbergtour dem Könner noch empfehlen, so ist die Tour aufs Horn nur bis zum Leistungszentrum fĂŒr selbigen geeignet. Danach braucht es schon Erfahrungen, die man etwa auch beim Biken, Langlaufen, Klettern und Skibergsteigen sammelt. Ich kontrolliere die Reifen. Alles o.k., nur das vordere Schutzblech ist gerissen. Mit Tape stabilisiere ich es. Ăberhaupt sind diese Art Fenderteile von Skike im quasi alpinen GelĂ€nde nicht geeignet. HĂ€tte sie abmontieren sollen. Nach der Pause fahre ich mit dem Auto zum Wiedener Eck. 14:48 gehtâs zuerst 135 hm bergauf der so gut wie nicht befahrenen StraĂe zum Hohtann 1180m, dann die schöne lange Abfahrt nach Obermulten und rauf zum Belchengipfel. Auch diese grobe StraĂe lĂ€Ăt sich gut fahren bis 1350m. Zum Gipfel sind es dann nochmal 64hm, die allerdings grob verblockt sind mit festem und losem Felsgestein, der Weg durchzogen von tiefen, natĂŒrlich entstandenen Wasserrinnen. Nach oben fahre ich etwa nur ein drittel der Wegstrecke, dann meist diagonal mit Doppelstockschub, runter etwa 70%, oft ein Bein anhebend wegen der Steine, mit dem anderen voll auf der Bremse. Ansonsten ist es ein Wandertrail, der zum Stolpern und StĂŒrzen einlĂ€dt. Auch hier kann ich nur warnen und das Cross-Skaten nicht empfehlen. Dann folgt meine Abfahrt ĂŒber die GipfelstraĂe. Die OktoberkĂ€lte dringt jetzt durch den Körper. Die Kontrolle der Skates wird schwieriger. Das Dauerbremsen strengt an. Löcher, Unebenheiten und Kanten kommen auf mich zu – oft erkenne ich sie erst im letzten Moment. Oben der rutschige Sand auf der StraĂe wegen des Glatteises der letzten Tage. Die Kurven fahren sich schwieriger als sonst. Plötzlich eine 10 cm Abbruchkante â Vollbremsung, denn der Asphalt endet hier. Grobe Schotterpiste bis zur Seilbahnstation. Weiter. Achtung Kreuzung. Bremsen. Achtung Auto. Stolper. Gleichgewicht, o.k. dann wieder 135 hm bergauf. Nach Hohtann folgt die letzte Abfahrt. Konzentration. Wie schön eigentlich die Landschaft hier im SĂŒdschwarzwald ist, interessiert mich nicht. MĂŒsste eigentlich essen und trinken – doch Flasche leer und Appetit nicht da. Weiter, weiter, nur noch weiter. 17:48 komme ich erschöpft, fröstelnd und plötzlich wunderbar erleichert am Parkplatz an. Die AusrĂŒstung werfe ich auf die Wiese und mich dazu. Nach 585 hm, 19.6 km und 162 min habe ich auch den dritten Gipfel âgemachtâ. Ob es drei Erstbefahrungen sind, weiĂ ich nicht. Im Tagespaket warscheinlich schon. Ob jemand vor dem 15. Oktober 2011 in einem Mittelgebirge ĂŒberhaupt die je drei höchsten Gipfel an einem Tag mit Cross-Skates befahren hat, wĂŒĂte ich gern.
Das nĂ€chste Projekt: Alle drei Gipfel als âĂberschreitungâ an einem Tag mit Cross-Skates befahren (ohne Auto zwischendurch). Dass dabei sich Kilometerzahl und Höhenmeter fast verdoppeln, ist zu bedenken. Die Bedingungen Wetter, Ausdauer, Kondition usw. mĂŒssen stimmen. Vorallem braucht man Zeit, wie man sie nur im FrĂŒhsommer hat. Wer dann noch nicht genug hat, kann quasi als Zugabe sich an den Zehn Tausendern der Alb versuchen.
Die Strecken habe ich mit GPS-GerĂ€t aufgezeichnet. Die Orientierung war leicht. DafĂŒr reicht eine normale Wanderkarte, beim Belchen auch die StraĂenkarte. Empfehlen wĂŒrde ich die Gipfel von Herzogenhorn und Belchen nicht nur nicht wegen der fahrtechnischen Risiken. Die organisierten NaturschĂŒtzer, aber auch die Bergwacht sehen es nicht gern, wenn man in der schneefreien Zeit mit SportgerĂ€ten diverser Art die sensiblen Ăkosysteme der Gipfelregion belastet und die Wanderer erschreckt. Ein Kompromiss wĂ€re es, dass man halt den letzten Teil zu FuĂ bewĂ€ltigt oder vorher schon wieder umkehrt.
Die 3 Touren sind auf outdoor-ist-in veröffentlicht.